Pharaos Schreinermeister
erfinden das Furnier, vor mehr als 4000 Jahren.
1500 vor Christus. Ägypten braucht Holz, viel Holz. Bauholz für Häuser, edle Hölzer für Intarsien in Palästen und Grabstätten. Doch Holz ist rar und so wertvoll, wie selten.
Schreinermeister spalten in mühevoller Handarbeit Baumstämme. Es entstehen hochwertige Holzblätter, die ersten Furniere.
In einem Land, das mehr Sand und Stein als Wald besitzt, muss man lernen, sparsam mit dem knappen Rohstoff umzugehen. Pharaos „Schreinermeister“ entwickeln das technische Geschick, die wertvollen Baumstämme zu spalten.
Hobelbänke waren den Ägyptern noch unbekannt. Sie spannten das Holz in einen Schraubstock und bearbeiteten es mit Säge, Meißel oder Bohrer. Anstelle des Hobels wurden die Werkstücke mit kleinen Beilen und Reibesteinen geglättet. Für gröbere Arbeiten genügten Äxte. Mit Hilfe von Holzstiften fügten sie Furnierblätter zu Sperrholz zusammen, einzelne Möbelteile wurden verzapft und so komplette Möbel angefertigt. Die Ägypter beherrschten auch bereits die Technik, Holz mit Hilfe von Wasserdampf zu biegen.
In mühevoller Handarbeit entstehen die ersten Furniere, hochwertige Holzblätter, jedes für sich ein Unikat. Holzblatt an Holzblatt fügt sich zu optisch attraktiven Oberflächen, in einzigartiger Schönheit. Klebstoffe und Holzstifte halten die Holzblätter auf einem Unterbau aus einfacheren Hölzern. Pharaos Schreinermeister erfinden das Furnier, vor mehr als 4000 Jahren. Archäologische Funde weisen furnierte Möbel bis 1500 vor Christus nach.
1500 nach Christus
das „Mobile“ – das Möbel wie wir es kennen, ist geboren.
Über das Römische Reich und Griechenland gelangt das Furnier zu uns. Es wird lange Zeit wenig beachtet. Bis ins 14. Jahrhundert sind Zimmererleute die einzigen berufsmäßigen Holzhandwerker. Böttcher und Wagner folgen als selbständige Handwerksberufe.
Im 15 Jahrhundert entdecken die wohlhabenden Gesellschaftsschichten den individuellen Lebensstil. Bisher fest verankerte Schränke und Sitzgelegenheiten lösen sich jetzt von den Wänden. Das Möbel (Mobiles = beweglich), wie wir es kennen, ist geboren. Es wird zum Repräsentationsobjekt und zur Domäne der Tischler (Schreiner). Vor allem die Verwendung von Leim fördert im 17. Jahrhundert endgültig die aufsteigende Technik des Furnierens.
Die Furcht vor Holzverknappung existiert schon damals. Der exzessive Bedarf für den Schiffsbau (z.B. für die spanische Armada) verursacht einen Kahlschlag in Spanien. Die Möbelherstellung entwickelt sich weg vom Festholz, hin zum materialsparenden Furnier.
Furniersäger waren hoch angesehen
Doch die Schreiner haben rechte Mühe, in den Besitz des edlen Furniers zu gelangen, denn sie können es nicht selbst herstellen. Nur wenige Meister beherrschen diese Technik. Das sind die „Furniersäger“, sehr spezialisierte, hochbezahlte Handwerker. Sie leben vorzugsweise in den damaligen Handelsmetropolen wie Wien, London, Amsterdam oder Paris.
Bis ins späte 18. Jahrhundert bleibt Furniersägen mühevolle Handarbeit. Selbst kleine Mengen herzustellen ist sehr zeitaufwändig und verursacht zu viel Abfall. Im Zeitalter der industriellen Revolution wird im Jahre 1806 in England, die erste Furniermesser-maschine vorgestellt. Die erste Furnierfabrik in Deutschland entstand 1843 in Freiburg. Um 1890 setzt sich der Elektromotor durch. Die Grundlage der mechanischen Furnierherstellung war geschaffen. Größere Mengen sind nun preiswert herzustellen.
Heute erreicht man mit Furnieren eine unzählige Vielfalt an Farben und Strukturen. Und jeder für Furnier geeignete Baumstamm kann zu beinahe 100% verwertet werden. Einen nachhaltigeren und sparsameren Umgang mit Holz gibt es nicht.